Keine blühenden Wiesen, kein surrendes Summen und auch kein emsiges Krabbeln – und doch hält auch der Winter für Makrofotografen wunderbare Motive bereit. Eine besondere Rolle dabei spielt der Frost. Denn je feuchter und kälter die Nächte, desto mehr faszinierende Frostgebilde lassen sich in der Natur entdecken oder erzeugen. Freu dich auf die Makrofotografie im Winter!
Mit dem Winter kehrt früher oder später auch die Kälte wieder ein – Minustemperaturen, Eis und Schnee regieren über die Natur. Ein Großteil der natürlichen Abläufe kommt dann zur Ruhe. Vor allem Kleintiere und Insekten und Spinnen ziehen sich nun zurück.
Auch bei den Pflanzen stoppt in der kalten Saison meist das Wachstum – auf Blühendes triffst du nun weniger. Laub- und Nadelbäume, Sträucher, immergrüne Pflanzen bieten aber trotzdem lohnende Motive – vor allem Nadeln, Knospen, Früchte oder Blütenreste sind hier zu nennen. Die Makrofotografie lässt kleinen Dingen den gebührenden Respekt zukommen – das gilt ganz besonders im Winter.
Tipp 1: In der Natur nach besonderen Strukturen suchen
Vor allem kleine und kleinste Strukturen von Pflanzenteilen wirken durch Frost, Raureif und Schnee noch faszinierender: Die kalten Wintertemperaturen verpassen nicht nur ganzen Landschaften, sondern auch Pflanzen und -teilen einen besonderen Zauber.
Hast du einen eigenen Garten? Oder weißt du, wo in der warmen Jahreszeit Rosen blühen? Es lohnt sich, im Winter danach zu suchen, denn im Spätherbst stoppen diese nämlich ihr Wachstum. Schon gebildete Knospen wachsen nicht mehr weiter, sie sterben ab, bleiben aber oft am Rosenzweig hängen.
Ist eine solche Blüte mit Raureif überzogen, können tolle Makrofoto entstehen. Dasselbe gilt für am Zweig verbliebende Hagebutten, die auch noch kein Vogel erwischt hat. Auch Moos in Verbindung mit Frost oder Schnee ist eine Idee. Generell gilt: Warme Jacke anziehen und raus – egal ob in den eigenen Garten, den Wald oder den nächsten Park!
Tipp 2: Schneeflocken fotografieren
Weißer Schnee ist es, was Winterlandschaften so besonders macht. Dabei birgt das glitzernde Weiß an sich schon ein faszinierendes Geheimnis: wunderschöne Schneekristalle. Diese entstehen, wenn sich Temperaturen von -12 °C und noch weniger einstellen. Dann bilden sich kleine Kristalle aus Eis, die etwa 0,1 mm groß sind. Diese schließen sich am Weg zum Boden zu Schneeflocken zusammen, während sie langsam nach unten schweben. Ihr gemeinsames Merkmal: Sie haben stets eine sechseckige Form. Genau betrachtet, fallen also eigentlich keine weißen Flocken vom Himmeln, sondern symmetrische kleinste Kunstwerke.
Was brauchst du, um diese fotografieren? Neben deiner Kamera und einem Makroobjektiv oder einer passenden Nahlinse ein Stück Stoff, um die Schneeflocken einzufangen. Gut eignen eignet sich hier Samt, aber auch Schal oder Wollsocken. Es sollte natürlich schneien, genügend kalt sein. Du brauchst warme Kleidung und vielleicht einen Blitz, abhängig von den Lichtverhältnissen.
Halte dann dein Stoffstück in das Schneetreiben, um Schneeflöckchen einzufangen. Um einzelne Kristalle zu entdecken, musst du genau hinschauen. Übrigens musst du dabei vorsichtig mit deinem Atem sein, er bringt Eiskristalle sofort zum Schmelzen.
Einen schönen Schneekristall dann schließlich zu fotografieren, ist manchmal schwierig. Sie sind so winzig und eben durchsichtig. Spiel also ein wenig mit den Kameraeinstellungen herum. Dann bekommst du bestimmt ein wunderschönes Resultat. Ist es schon düster, was im Winter oft der Fall ist, verwende einen Blitz. Hilfreich ist aber auch ein Stativ. Schneekristalle musst du in der Regel nicht viel nachbearbeiten. Oft genügt es, etwas nachzuschärfen. Oder du experimentierst mit den Farben deines Stoffstückes bzw. Hintergrundes.
Tipp 3: Gefrorene Seifenblasen fotografieren
Egal ob große oder kleine: Seifenblasen sorgen immer für besondere Fotos. Alle Kinder lieben sie und wollen sie mit ihren Händen einfangen. Jedoch funktioniert das nicht. Mit deiner Kamera ist dies aber möglich. Im Winter sorgen sie dabei ausnahmsweise nicht schwebend, sondern gefroren für verblüffende Effekte.
Was brauchst du, um gefrorene Seifenblasen zu fotografieren? Zunächst die passende Flüssigkeit. Entweder du greifst hier zur fertigen Variante, etwa zu den bekannten Pustefix-Seifeblasen. Oder du machst sie selbst: Mische dazu in einem Plastikbehälter 1,5 Liter Wasser, 125 Milliliter Geschirrspülmittel sowie 125 Gramm Maisstärke. Gib die Flüssigkeit in dein Seifenblasengefäß, lege einen Pustering oder einen Strohhalm bereit – und schon kannst du loslegen. Vorausgesetzt, es herrschen Temperaturen um 0 °C oder kälter und es ist windstill. Außerdem benötigst du natürlich deine Kamera, ein Makroobjektiv, ein Stativ und einen Fernauslöser (oder einen Helfer).
Suche einen passenden Ort!
Das Fotografieren an sich ist dann nicht schwer. Einmal gefrorene Seifenblasen sind nämlich vergleichsweise stabil und halten in der Regel mehrere Minuten. Für das perfekte Bild hast du somit genug Zeit. Wähle dazu einen passenden Ort: Beispielsweise eignen sich Blätter, ein Ast oder der gefrorene Boden, um eine Seifenblase gefrieren zu lassen. Im Optimalfall gibt auch der Untergrund Kälte ab. Befeuchtest du den gewählten Untergrund mit Seifenblasenflüssigkeit, platzt die Blase dann außerdem nicht so schnell. Ein dunkler Hintergrund sorgt dafür, dass sich deine Seifenblase gut erkennen lässt. Ein weiß glitzerndes Schneefeld eignet sich hier also nicht.
Bereite deine Kamera und die passenden -einstellungen vor!
- Baue dann dein Stativ an der gewählten Location an einem sicheren, stabilen Ort auf. Befestige die Kamera daran
- Falls du einen entsprechenden Fernauslöser nutzt, bring diesen an deiner Kamera an
- Nun kannst du schon die Kameraeinstellungen vornehmen
- Setze den Fokus auf manuell. Passe den ISO-Wert an die Lichtbedingungen an, ideal wären hier 100 ISO (je nach Lichtsituation auch mehr)
- Die Blende stellst du passend zur gewünschten Tiefenschärfe ein
- Einen hohen Bokeh-Effekt erhältst du mit einem niedrigen Wert für eine offene Blende. Ein gleichmäßig scharfes Foto erhältst du mit geschlossener Blende, also einem hohen Wert
Tipp: Bei Gegenlicht, bei Sonnenauf- oder -untergang, zeichnen sich die gefrorenen Kristalle an der Seifenblase – vor unscharfem Hintergrund – am besten ab. Ideal ist hier Gegenlicht in Form eines seitlichen Streiflichts.
Nun kannst du mit dem Shooting starten!
Richte deine Kamera noch einmal genau aus und fokussiere auf jene Stelle, an der du die Seifenblase platzieren möchtest. Und genau um die geht es jetzt endlich: Nimm einen kleinen Pustering und mache eine Seifenblase. Am besten eine kleine – diese sind nämlich stabiler. Setz diese mit dem Pustering oder einem Strohhalm auf den zuvor gewählten Ort. Warte nun, bis sie gefriert. Das sollte nicht lange dauern. Meist beginnt das Gefrieren übrigens an der Seite, wo die Seifenblase mit dem Untergrund verbunden ist.
Hast du einen Helfer mitgenommen? Dann kann er diese Aufgabe übernehmen. So kannst du dich völlig aufs Fotografieren konzentrieren. Lass dich nicht entmutigen, wenn die ersten Versuche nicht funktionieren oder die Seifenblase platzt. Auch hier gilt: Übung macht den Meister.
Mit dem Fotografieren startest du, sobald sich auf deiner Seifenblase die ersten Eisstrukturen bilden. Überprüfe während des Shootings wiederholt die Schärfe. Gegebenenfalls musst du sie manuell anpassen. Es hängt von der Temperatur ab, welche Muster auf deiner Seifenblase zu sehen sind. Bei großer Kälte zeigen sich auf der Oberfläche eher federähnliche Strukturen. Je wärmer die Temperaturen sind, desto mehr ist die Struktur unterbrochen. Die zusammenhängenden Flächen sind dann kleiner. Es lohnt sich also, gefrorene Seifenblasen bei verschiedenen Temperaturen zu fotografieren.