Heute haben wir ein neues Interview aus unserer Reihe Ask the Pro für dich. Diesmal hat sich Biene vom Instagram-Kanal @s_u_m_s_e unseren Fragen gestellt. Biene kommt aus dem hohen Norden, aus Rostock, und ist Hobbyfotografin. Ihrem Channel folgen ihr bereits über 20.000 Leute! Sie muss also irgendwas richtig machen. Ihr Markenzeichen: Knallige Rottöne, die selbst die schönsten Sonnenuntergänge noch mal ein paar Stufen geiler aussehen lassen.
“Meine Leidenschaft ist die Natur- und Landschaftsfotografie, aber vor allem Langzeitbelichtungen faszinieren mich sehr, Wolken ziehen, Wasser fließen zulassen oder aber den Verkehr in Lichtspuren zu verwandeln, begeistert mich”, erklärte uns die begeisterte Hobbyfotografin.
“Fotografie ist meine Leidenschaft ,aber bringt mir auch unwahrscheinlich viel Lebensfreude wenn ich das Licht und Wetter in meinen Bildern festhalte. Meist jage ich aber Sonnenauf-und untergänge , wobei mir dafür keine Mühe zu viel ist.”
Wann hast du mit dem Fotografieren begonnen?
Die Fotografie begleitet mich schon seit meiner frühen Kindheit. Schon im jugendlichen Alter besaß ich eine Digitalkamera und später dann das Smartphone, damals aber wurde nur wie wild umher geknipst. Doch die Fotografie ist soviel mehr als nur ein schnelles Foto, welches zu 99% nur auf dem Smartphone verbleibt und in der Galerie nur ab und zu mal angeschaut wird.
Mit 20 Jahren kaufte ich meine erste Spiegelreflexkamera, doch die verschwand schnell im Schrank und staubte ein. Bis ich den schönsten Sonnenuntergang meines Lebens im Gespensterwald erlebte.
Dann war es soweit:
Anfang 2019 holte ich sie wieder hervor und beschäftige mich intensiv mit den Themen ISO, Belichtungszeit, manueller Fokus, Blende etc.
Es war der Zeitpunkt gekommen:
Ich setze mir selber zum Ziel, ich muss mit so schönen Bildern nach Hause kommen, dass ich sie mir Zuhause an die Wand hängen kann.
Hast du dir das Fotografie-Wissen alles selbst beigebracht?
Nein! Keineswegs.
Mit was für einer Kamera fotografierst du?
Mittlerweile mit der Canon 90D, zwischendurch nutze ich auch die Nikon D750 von meinem Partner, aber tatsächlich nur in seltenen Fällen. Meine erste Kamera war die Canon 450D.
Welche Objektive benutzt du für deine Landschaftsaufnahmen?
Ich nutze super gerne das Canon 18-135mm f/3.5-5.6. Hin und wieder aber auch das Sigma 10-20mm f/3.5. Eine meiner neusten Anschaffungen ist das Tamron 24-70mm f2.8.
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Was ist dein Lieblings-Objektiv?
Derzeit das Canon 18-135mm f/3.5-5.6, ich liebe einfach die Vielseitigkeit. In Zukunft möchte ich mir aber etwas neuere Objektive zulegen, ich bin gespannt, für welche ich mich entscheide.
Was ist Fotografie für dich?
Die Frage nach, “Was ist Fotografie?” Sollte sich wohl jeder stellen, der öfter eine Kamera benutzt. Fotografen tun das in der Regel und objektiv betrachtet, legt sich jeder diese Antwort selbst fest. Die wohl einfachste Antwort, mit der man auch nicht schlecht da stehen wird, ist: Fotografie ist Kunst!
Was bedeutet aber Fotografie für dich?
Das Besondere an der Fotografie ist für mich, dass ich beim Fotografieren abschalten kann! Zu meiner aktuellen Berufstätigkeit bietet das Fotografieren den idealen Ausgleich. Hier kann ich entspannen und die Seele baumeln lassen. Manchmal vergesse ich darüber Zeit und Raum. Ich mache mir beim Fotografieren keinen Stress und muss mich nicht in einen Leistungswettbewerb mit anderen stellen.
Beim Fotografieren kann ich kreativ sein – auch über das Maß. Das bedeutet für mich einerseits neue Techniken auszuprobieren und dabei bei den Motiven auch einmal über den Tellerrand zu schauen. Zwar sehe ich mein Faible in der Natur- Landschaftsfotografie, aber gern probiere ich auch neues in anderen Bereichen aus. Raus aus der bequemen Sofazone und aus dem Alltag. Egal womit und wie!
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In diesen Situationen ist es mir egal, ob ich wandere, Rad fahre oder irgendwo am Waldrand oder in den Dünen sitze. Ich bin draußen in freien Natur! Dabei überrascht mich diese jedes Mal aufs Neue. Das ist auch das Besondere: mit der Fotografie kann ich neue Orte sehen und alte Orte neu sehen. So werden meine Fotos für mich nicht nur zur Erinnerung.
Ebenso sollen sie als Dokumentation dienen. Ich versuche in meinen Fotos die Gefühle mit hineinzubringen, welche mich im Moment der Aufnahme bewegten. Ich möchte mit meinen Fotos dem Betrachter die Faszination unserer schönen Natur vor Augen führen, sichtbar machen was ohne mich, nie wahrgenommen wäre, ich hoffe es gelingt mir.
Was macht ein gutes Foto in deinen Augen aus?
Was ist ein gutes Foto? Es ist unser aller Ziel in der Fotografie. Egal, wie lange wir schon fotografieren, egal, was unser Motiv ist. Jedes Mal, wenn wir den Auslöser betätigen, haben wir den einen Wunsch. Ein gutes Foto zu machen.
Aber was ist ein gutes Foto?
Diese Frage ist objektiv nicht wirklich zu beantworten. Ein Foto rein technisch – wissenschaftlich zu betrachten ist zwar möglich, es ist aber wenig sinnvoll. Trotzdem gibt es technische und objektive Kriterien für die Bewertung von Fotos. Letzten Endes ist jedoch der Gesamteindruck des Bildes entscheidend. Wenn der stimmt, kann man auch über etwaige technische Mängel hinwegsehen.
Es gibt Fotos die hauen mich um. Man wird förmlich in das Bild hineingezogen, schaut es lange an, möchte ich es jemand anderem zeigen, seine Faszination teilen. Manchmal sind das epische Landschaftsfotos, manchmal Sportaufnahmen, spektakuläre Wildtierfotos, intensive Portraits. Es geht darum, dass Gefühl in die Bilder reinzubringen und nicht nur die perfekte Darstellung.
Am Ende geht es darum, Spaß an der eigenen Fotografie zu haben, sich von den Erwartungen anderer zu befreien und neugierig und mit wachen Augen durch die Welt zu gehen. Der kreative Prozess ist kein Sprint, der zu einem bestimmten Ziel führt. Im Gegenteil, es bedarf eines langem Atems. „Craft is a very long game“.
Zu welcher Tageszeit fotografierst du am liebsten und warum?
Zum Sonnenaufgang.
Aber warum ist Sonnenaufgangs-fotografie für Fotografen so fesselnd?
Manche Menschen glauben nicht an Magie. Aber das ändert sich, sobald du einen atemberaubenden Sonnenaufgang zu früher Uhrzeit gesehen hast.
Sehr oft stellte ich mir den Wecker und zog los, um die Morgenstimmungen zu fotografieren. Oft stelle ich mir bei dem Weg zum Fotospot, die Frage, weshalb ich mir das antue. Doch nachdem die ersten Sonnenstrahlen die Landschaft berührt ist alles vergessen.
„Jeder Morgen ist ein Neuanfang und voller Rätsel.“ Und mal ehrlich: was ist besser, als sich nach bereits getaner Arbeit erstmal in Ruhe an den Frühstückstisch zu setzen? 🙂
Mit was für ein Programm bearbeitest du deine Bilder?
Mit Lightroom CC und minimal Photoshop 🙂
Bearbeitest du jedes Bild einzeln oder benutzt du einen Filter?
Ich bearbeite tatsächlich jedes meiner Bilder einzeln, benutze aber gewisse individuelle Vorlagen, die ich mir mit einiger Zeit selbst zurecht gebastelt habe, sozusagen Presets, diese müssen aber je nach Lichtstimmung etc. angepasst werden.
Was ist dein schönster Moment beim Fotografieren gewesen?
Mein schönster Fotomoment war auf dem Lilienstein,. Es war auch gleichzeitig der schönste Sonnenaufgang in meinem Leben, bis jetzt. Der Lilienstein ist der einzige am rechten Elbufer gelegene und zugleich der auffälligste Tafelberg der Sächsischen Schweiz. Er bietet einen der schönsten Blicke auf das Elbsandsteingebirge.
An diesen wunderbaren Morgen ging es um 4 Uhr in Richtung Lilienstein. Oben angekommen zeigte sich direkt, dass sich der kräftezehrende Aufstieg mitten in der Nacht gelohnt hatte. Denn wie auch am Vortag lag wie erhofft Nebel im Tal. Der Ausblick, als die Sonne hinter dem Horizont auftauchte und das Nebelmeer im goldenen Licht erstrahlen ließ, hätte besser kaum sein können. Ganz ungefährlich ist das ganze nicht, denn man muss mutig genug sein den großen Sprung über eine Felsspalte zu wagen.
Während ich auf dem Felsen stand und das Schauspiel bewunderte, hielt ich inne, ich konnte mein Glück kaum trauen und tatsächlich liefen mir sogar Tränen über die Wangen. Ich betätigte den Auslöser, immer mal wieder, am Ende war es diese Aufnahme, die mir den Atem stockte.
Hast du Fotografen, die für dich eine Art Vorbild sind?
Jaa, es gibt einige!
- Stephan Wiesner
- Kai Hornung
- Bastian Werner
- Mathias Blum
- Philipp Zieger
- Hans Fineart
- Martin Göhring
Was sind deine 5 besten Tipps für Anfängerfotografen?
Es gibt viele Dinge, die als Fotografie-Anfänger gerne früher gewusst hätte. Ich bin dennoch fernab von dem was man „Profi“ nennt, aber hier ein paar Tipps von mir.
1. Fotografiere…
Fotografieren lernst du nicht durch Lesen, Youtube, Tests vergleichen, Equipment kaufen. Fotografieren lernst du durch Fotografieren. Gehe raus und mache Fotos. So oft und soviel du kannst.
2. Kümmere dich um deine Fotos…
Hör heute auf, für die Festplatte zu fotografieren. Fotografiere für ein Ziel. Häng deine Fotos auf. Verschenke Bilder an geliebte Menschen. Verschick Landschaftsfotos als Postkarten. Nutze deine Fotos!
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3. Schau dir andere Fotos an…
das ist einer der wichtigsten Tipps. Schau dir ab sofort andere Fotos bewusst an. Wann immer du eins siehst. Analysiere es. Gefällt es dir? Warum? Warum nicht? Was hat der Fotograf gut oder schlecht gemacht? Wie geht es besser?
4. Lass dich bloß nicht entmutigen…
Man wird dir sagen, dass dein Bild scheiße ist. Wunderbar! Finde heraus, warum das so ist und mache ein besseres. Hör nur nicht auf. Reflektiere dich immer, aber zweifle dich nicht kaputt. Nimm Kritik an und mach weiter.
5. Fotografiere anders…
Nimm dir bei einer berühmten Sehenswürdigkeit vor, ein anderes Foto zu machen als andere Menschen hier heute vor dir. Fotografiere kreativ und neu. Gestalte bewusst ungewöhnlich. Sei spannend!