Groß wie ein Bär, klein wie ein Frosch und frei wie ein Vogel – all das kannst du mit verschiedenen Blickwinkeln und Perspektiven aus deinen Fotos herausholen. Die Frage ist nur: wie? Mithilfe von Perspektiven erschaffst du eine kreative Auslegung deiner fotografischen Arbeiten, indem du unterschiedliche Blickwinkel einnimmst.
Ein Haus kann auf diese Weise ganz unterschiedlich dargestellt werden. Mal ist es der Mittelpunkt des Bildes, mal verläuft es nur parallel zu einer Straße und mal bildet es mit mehreren Fixpunkten ein Highlight. Mal wird es von oben dargestellt, mal von unten und mal einfach schlicht von vorne.
Wenn du mit dieser neuen Methode an deine Fotos herangehst, kannst du viele verschiedene Aufnahmen ein- und desselben Motivs machen. Du wirst merken: Jedes Mal hat dein Bild eine andere Wirkung. Mal wirkt das Haus klein, mal groß, mal so, wie es tatsächlich ist. Das beflügelt nicht nur die eigene Kreativität, sondern biete dir auch ganz neue Möglichkeiten zur kreativen Gestaltung von bisher tristen Aufnahmen.
Doch welche Perspektiven gibt es und wie ist ihre Wirkung? Das verraten wir dir jetzt und hoffen, dass du viele neue Eindrücke mit deinen Aufnahmen erzielen kannst.
Was genau sind Perspektiven?
Fotos ohne Perspektive gibt es nicht. Immer nimmst du irgendeinen Punkt ein, von dem aus du deine Aufnahme machst und erschaffst damit automatisch eine Perspektive. Bei einer Perspektive handelt es sich um einen oder mehrere Blickpunkte, die eine räumliche Darstellung erschaffen. Auf einer zweidimensionalen Fläche, wie beispielsweise einem Foto oder einer Leinwand, entsteht so der Eindruck von Dreidimensionalität. Die verschiedenen Perspektiven, die du einnehmen kannst, erschaffen Tiefe im Bild und sorgen für interessante Blickwinkel.
Welche Perspektiven gibt es?
In der Kunst und somit auch in der Fotografie werden Perspektiven eingesetzt, um eine Illusion von Dreidimensionalität zu erschaffen. Bilder und auch Fotos kommen nicht ohne die Illusion von Dreidimensionalität aus. Dabei wird unterschieden in verschiedene Perspektiven und Standpunkte des Betrachters. Du kannst nicht ohne Perspektive fotografieren, da du immer einen bestimmten Standpunkt auf ein bestimmtes Objekt hast.
Unterschieden wird in Zentral- und Parallelperspektiven, die mit Fluchtpunkten oder Fluchtlinien arbeiten und in räumliche Perspektiven, die auf den Standpunkt des Betrachters eingehen. Hier sind die Vogel-, Normal- und Froschperspektive zu finden. Damit du eine Idee davon bekommst, wie du Perspektiven einsetzen kannst und welche Perspektiven es überhaupt gibt, bringen wir dir nun die Perspektiven in der Fotografie näher.
Fluchtpunktperspektiven
Die bekanntesten und einfachsten Perspektiven sind die Fluchtpunktperspektiven. In der Fotografie wird insbesondere die Zentralperspektive oft genutzt, um Gebäude, aber auch Personen oder einen schönen Ausblick einzufangen. Doch auch die Zweifluchtpunkt- oder Dreifluchtpunktperspektive werden gerne genutzt. Häufig setzt du auf Zweifluchtpunkt- oder Dreifluchtpunktperspektive bei Sehenswürdigkeiten, die nebeneinanderliegen und alle auf einem Foto dargestellt werden sollen.
Darüber hinaus gibt es auch noch die Parallelperspektive, die du gerne unbewusst in Wäldern, Straßen oder Parks aufgreifst. Nun hast du die Möglichkeit nicht mehr nur unbewusst auf Perspektiven zu setzen und kannst ihnen sogar einen Namen geben.
Folgende Perspektiven gibt es:
Die Zentralperspektive (Zentrale Fluchtpunktperspektive)
Die Zentralperspektive wird auch zentrale Fluchtperspektive genannt. Sie ist sehr bekannt und wird in der Fotografie häufig unbewusst verwendet. Wann immer du eine Sehenswürdigkeit fotografierst, die du mittig im Bild platzierst, hast du ein Bild mit Zentralperspektive erschaffen.
Die Sehenswürdigkeit bietet in diesem Beispiel den zentralen Fluchtpunkt, der mittig oder auch versetzt im Bild zu finden ist. Du fokussierst die Sehenswürdigkeit und das ganze Foto läuft auf eben diesen zentralen Fluchtpunkt (die Sehenswürdigkeit) in deinem Bild zu. Alle Linien und Objektkanten wie ein Weg, der Himmel oder andere Gebäude drumherum laufen auf eben diesen einen Punkt (die Sehenswürdigkeit) zu. Falls du eine größere Brennweite verwendest, kann zusätzlich viel drumherum aufgenommen werden, aber die Mitte, also der zentrale Fluchtpunkt, ist immer deutlich zu sehen.
Der zentrale Fluchtpunkt liegt häufig exakt in der Bildmitte an der Horizontlinie. Dabei erschafft er ein symmetrisches Raumgefühl. Manchmal kann er aber auch links oder rechts versetzt sein. Das erschafft Spannung im Bild und setzt das Motiv in einen anderen Fokus.
Zweifluchtpunktperspektive
Bei der Zweifluchtpunktperspektive geht es nicht um einen zentralen Punkt im Bild, sondern um zwei. Anders als bei der Zentralperspektive, bei der dein Motiv nur direkt von vorne gezeigt wird, kann es bei der Zweifluchtpunktperspektive auch von der Seite dargestellt werden. In diesem Fall gibt es zwei Punkte, auf die der Betrachter sich konzentrieren kann. Wenn du beispielsweise eine Ecke von einem Gebäude fotografierst und die Fassade nach links und rechts weiterläuft und auch zu sehen ist, sind die Enden eben dieser Fassade die zwei Fluchtpunkte auf einer horizontalen Linie.
Dreifluchtpunktperspektive
Bei der Dreifluchtpunktperspektive gibt es nicht nur einen oder zwei Fluchtpunkte, sondern drei. Hier kann das Motiv zusätzlich von oben oder unten dargestellt werden. Um bei dem Thema Sehenswürdigkeit zu bleiben: Wenn du ein Gebäude von leicht schräg oben fotografierst, sodass es komplett auf deiner Aufnahme zu sehen ist, kannst du das Dach und das jeweilige linke und rechte Ende der Fassade fotografieren. Du hast also drei Punkte, die in den Fokus rücken. Dabei richten sich die Fluchtpunkte wieder nach der Horizontlinie.
Tipp: Wenn du deine Aufnahmen interessant gestalten willst, setze auf den Goldenen Schnitt. Der Goldene Schnitt ist ein Verhältnis von zwei Dritteln zu einem Drittel und wird als besonders angenehm und spannend empfunden. Platziere deine Motive näher zum Bildrand, um die Bildkomposition abwechslungsreich zu gestalten.
Die Parallelperspektive
In der Parallelperspektive gibt es hingegen gar keine Fluchtpunkte, sondern Linien. Die Linien verlaufen parallel im Bild und treffen sich nie. Wenn du beispielsweise eine Straße oder einen Waldweg fotografierst, sind die Linien parallel und bilden automatisch die Parallelperspektive. Auch bei großen, grade verlaufenden Gebäude, die sich an einer Straße befinden, rutschst du automatisch in die Parallelperspektive, da die obere Abschlusskante des Gebäudes und die Straße eine Parallele bilden.
Perspektiven und der Betrachterstandpunkt
Neben den vier unterschiedlichen Perspektiven spielt auch der Betrachterstandpunkt eine große Rolle in der Bildkomposition. Je nachdem, welche Position du eingehst, erschaffst du eine andere Sicht auf die Welt. Doch was ist der Betrachterstandpunkt? In welche Winkel du ein Motiv anschaust, wird als Betrachterstandpunkt bezeichnet. Du kannst Motive von oben oder von unten, aber auch vorne anschauen. Genauso kannst du diese fotografieren und damit bildlich festhalten. Das alles ist eine Frage der Perspektive, denn so können unterschiedliche Motive ganz verschiedene Aussagen treffen.
Unterschieden wird beim Betrachtungsstandpunkt innerhalb der Perspektiven in der Normal-, Frosch- und Vogelperspektive. Dabei dreht es sich aber nicht um dich und wie du zu deinem Motiv stehst, sondern wie dein Motiv zum Horizont verläuft. Die Perspektiven lassen sich deswegen sehr gut für bestimmte Wirkungen einsetzen. So kannst du beispielsweise einen Hut von oben fotografieren, der dann sehr klein wirkt und ganz gezeigt wird. Genauso besteht aber auch die Möglichkeit, ihn von unten zu fotografieren, um ihn groß aussehen zu lassen.
Hinweis: Wann immer du den Betrachterstandpunkt festlegst, hast du dich zuvor auf eine Perspektive eingelassen. Es gibt nicht die Option, ohne Perspektive zu arbeiten, denn du entscheidest, wo im Bild sich dein Motiv befindet. Du kannst also beispielsweise die Zentralperspektive mit Vogelperspektive wählen. Dann würdest du dein Objekt mittig im Bild platzieren, aber von oben fotografieren. Beide Dinge, Perspektive und Betrachterstandpunkt, gehen immer Hand in Hand.
Normalperspektive
In der Normalperspektive wird alles so gezeigt, wie du es von einem geraden Blickwinkel aus aussehen würde. Die normale Perspektive ist allerdings nicht auf dich ausgerichtet, sondern an der Horizontlinie. Die Horizontlinie liegt mittig im Bild, sodass der Betrachter einen komplett geraden Blick auf dein Motiv mit der Horizontlinie im Hintergrund hat. Weicht die Horizontlinie leicht nach oben oder nach unten ab, ist es immer noch Normalperspektive. Nur bei starken Abweichungen, bei denen offensichtlich von unten oder von oben auf ein Objekt geschaut wird, spricht man dann von der Frosch- oder Vogelperspektive.
Mit der neutralen Perspektive stellst du Dinge so dar, wie sie sind. Damit erzeugst du eine neutrale Wirkung, sodass der Betrachter deiner Aufnahmen einen freien Interpretationsrahmen bekommt.
Vogelperspektive
Bei der Vogelperspektive begibst du dich sozusagen in die Luft und bist ein Vogel, der auf alles herunterschauen kann. Die Vogelperspektive wird deswegen auch als Draufsicht oder Obersicht bezeichnet. Lässt du beispielsweise eine Drohne steigen und machst Aufnahmen von oben, ist das die perfekte Vogelperspektive. Gebäude, Menschen, aber auch Bäume oder Felder werden direkt von oben dargestellt. Aber nicht nur Aufnahmen, die wirklich von oben gemacht werden, werden als Vogelperspektive bezeichnet.
Wann immer du Fotos machst, bei der die Horizontlinie oberhalb des Motivs verläuft, spricht man von Vogelperspektive. So vermittelst du den Eindruck, dass du über den Dingen schwebst und diese einfangen willst. Fotografierst du beispielsweise eine Person von oben von einer Leiter aus, ist das automatisch die Vogelperspektive, da du höher als diese Person stehst und der Horizont oberhalb des Motivs verläuft. Die Vogelperspektive wird immer dann verwendet, wenn du Macht oder Größe darstellen willst. Menschen sowie Gebäude wirken bei ihr recht klein, was du wunderbar als Stilmittel einsetzen kannst.
Tipp: Schau dir auch unsere Artikel zum Thema Drohen und Drohnenzubehör an. So kannst du super schöne Aufnahmen in der Vogelperspektive machen.
Froschperspektive
Bei der Froschperspektive machst du dich ganz klein und siehst alles aus dem Blickwinkel eines Froschs. Diese Perspektive bildet den Gegensatz zur Vogelperspektive. Sie wird auch Untersicht genannt. Der Betrachter sieht die aufgenommenen Objekte von unten. Die Aufnahmen erinnern von der Sicht aus an einen Frosch, der nach oben schaut.
Doch auch hier ist nicht deine Sicht entscheidend, sondern der Verlauf der Horizontlinie. Diese verläuft unterhalb des Objekts. Wenn du beispielsweise einen Tisch oder ein Tier von unten fotografierst, handelt es sich um die Froschperspektive, da die Horizontlinie unter dem Fotoobjekt verläuft. Mit der Froschperspektive kannst du eine Wirkung von Schwäche oder Unterlegenheit in deinen Bildern aufgreifen, aber auch kleine Dinge sehr groß darstellen. Fotografierst du beispielsweise ein auf dem Weg liegendes Blatt direkt vom Boden aus, wird es ebenfalls in der Froschperspektive aufgenommen und wirkt sehr groß und wichtig.
Fun Fact: Im Englischen spricht man nicht von der Froschperspektive, sondern der Wurmperspektive (worm’s-eye view).