Für die einen mag es makaber, vielleicht sogar abartig sein. Andere sehen dagegen eine Oase der Ruhe und spannende Motive. Wovon die Rede ist? Vom Fotografieren auf dem Friedhof.
Zugegeben, das erste Mal kostet Überwindungskraft. Fotografieren auf dem Friedhof klingt wenig lockend. Doch gerade an diesem Ort findest du eine Ruhe, die in unserer urbanisierten Welt beispiellos ist. Zumal es gerade auf einem Friedhof vieles zu entdecken gilt. Geschichte pur, Tiere wie Vögel und Eichhörnchen, Ruhe, Entspannung und vor allem eins: schöne Motive. Doch halt? Darfst du überhaupt auf einen Friedhof fotografieren?
Ist das Fotografieren auf dem Friedhof erlaubt?
Ja. Und nein. In der Regel ist das Fotografieren auf Friedhöfen nicht verboten. Weil Friedhöfe meist öffentliche Orte sind. Dennoch gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel privat betriebene Friedhöfe. Hier liegt das Hausrecht beim Besitzer. Dieser darf dir das Fotografieren durchaus verbieten. Logisch, dass du dich in diesem Fall an das Verbot zu halten hast. Daher lohnt generell ein Blick in die Satzung (meist als Aushang am Eingang) des Friedhofs. Ist das Knipsen ausdrücklich verboten, gilt das. Grundsätzlich verboten ist übrigens das Fotografieren mit einer Drohne.
Wie schaut’s mit Datenschutz aus?
Wobei solche Verbote meist nur gewerbliche Aufnahmen meinen. Nicht aber privat genutzte Bilder. Selbst Grabsteine darfst du ablichten und zum Beispiel ins Netz stellen. Datenschutz? Dieser ist in diesem Fall vollkommen irrelevant. Denn laut dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB § 823 Abs. 1 §§ 1004, 903) erlischt das Recht auf Datenschutz mit dem Tod der Person. Du musst daher die Daten des Grabsteins weder verpixeln noch sonst irgendwie unkenntlich machen. Dazu gibt es sogar ein Urteil. Und zwar vom Amtsgericht Mettmann (Az.: 25 C 384/15) vom 16.06.2015.
Dennoch halten sich viele Fotografen an eine Art Codex, nach welchem solche Aufnahmen tabu sind. Schließlich gibt es auf einem Friedhof noch viele andere (schönere) Motive zu entdecken.
Ausnahmen sind Personen und Trauerfeiern
Davon abgesehen gibt es Ausnahmen, die du nicht fotografieren darfst. Erstens Personen, die auf dem Friedhof unterwegs sind. Für diese gilt das Persönlichkeitsrecht (und der Datenschutz). Zweitens Trauerfeiern. Solche zu fotografieren, verbietet allein die Pietät. Sowie natürlich einmal mehr das Persönlichkeitsrecht. So oder so: Allein der Anstand hält dich sicher vom Festhalten solcher intimen Szenen ab.
Sehr fotogen: Berühmte Friedhöfe als Fotolocation
Bleibt zuletzt die Frage, wo du fotogene Friedhöfe findest? Allein in Deutschland bieten sich dir schon eine ganze Reihe an. Das Mekka für „Promi-Jäger“ ist Berlin. Auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof Berlin findest du zum Beispiel die Gräber von Jacob und Wilhelm Grimm. Besser bekannt als die berühmten Märchen- und Sagen-Sammler Gebrüder Grimm.
Der Schriftsteller Bertold Brecht sowie der frühere Bundespräsident Johannes Rau sind wiederum auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof zur Ruhe gebettet. Schauspielerin Hildegard Knef auf dem Waldfriedhof Zehlenberg. Die letzte Ruhestätte der legendären Marlene Dietrich findest du auf dem Quartiersfriedhof Stubenrauchstraße.
Interessant sind außerdem diese Berliner Friedhöfe:
- Waldfriedhof Dahlem (Harald Juhnke)
- Domgemeinde St. Hedwig in Mitte (Theodor Fontane)
- Alter St.-Matthäus-Kirchhof Berlin (Rio Reiser)
- Waldfriedhof Zehlenberg (Willy Brandt)
- Jüdischer Friedhof (Stefan Heym)
- Waldfriedhof Mahlsdorf (Charlotte von Mahlsdorf)
- Zentralfriedhof Friedrichsfelde (Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg)
- Friedhof I der Dreifaltigkeitsgemeinde (Felix Mendelssohn Bartholdy)
Von Adenauer bis Goethe: Promi-Friedhöfe
Natürlich sind nicht alle Größen der deutschen Geschichte in unserer Hauptstadt begraben. Diese Berühmtheiten findest du zum Beispiel hier:
- Waldfriedhof Rhöndorf/Bad Honnef (NRW): Konrad Adenauer
- Südwestkirchhof Stahnsdorf (Brandenburg): Manfred Krug, Dieter Thomas Heck
- Melaten-Friedhof Köln: Guido Westerwelle, Dirk Bach, Willy Millowitsch, Hildegard Krekel, Gisela Uhlen
- Alter Bogenhausener Friedhof München: Bernd Eichinger
- Aufkirchen in Berg am Starnberger See (Bayern): Heinz Rühmann
- Frankfurter Hauptfriedhof: Theodor W. Adorno, Arthur Schopenhauer, Alois Alzheimer, Marcel Reich-Ranicki
- Friedhof Ohlsdorf (Hamburg): Heinz Ehrhardt
- Hauptfriedhof Weimar: Johann Wolfgang von Goethe
Im Ausland locken zum Beispiel Wien mit den Gräbern von Hans Hölzel (Falco) oder Ludwig van Beethoven, in Paris Jim Morrison oder in Glendale (Kalifornien, USA) Michael Jackson. Eine Liste prominenter Begräbnisstätten findest du übrigens auf Wikipedia.
Ansonsten lohnt so mancher Friedhof selbst ohne Promi-Grab. Zum Beispiel der Südfriedhof in Leipzig, der als einer der größten und schönsten Parkfriedhöfe in ganz Deutschland gilt. Oder der Cimitero di Staglieno in Genua (Italien), der Alte Jüdische Friedhof in Prag (Tschechien) sowie der Jüdische Friedhof in Lodz (Polen).
Doch noch mal: Erkundige dich vor dem Besuch, ob du auf dem Friedhof fotografieren darfst.
Central Cemetery Bruges-Assebroek
Ein sehr schöner Friedhof. Hat einen großen alten Teil, mit tollen Gräbern.
Danke für deinen Tipp Peter!
Mir war nicht klar, dass es auch privatbetriebene Friedhöfe gibt. Das ist interessant. Manchmal gibt es Grabsteine die ich total interessant finde, die fotografiere ich dann auch.
Vor allem ganz alte Friedhöfe, wie in Schottland, finde ich persönlich schön zu fotografieren.
Da geht es mir genauso Michaela. Je älter der Friedhof, desto besser!
Ich war erst kürzlich selbst in Rankweil/ Vorarlberg an der Basilika rankweil und habe schöne schmiedeiserne Grabsteine fast ohne Namen fotografiert
Grüße aus Lindau/ Bodensee