Seit Jahren wird das MFT-System für tot erklärt. Und besonders Olympus – jetzt OM System – hat auch einiges dazu beigetragen, indem sie über mehrere Kameragenerationen hinweg auf veraltete Technik setzten. Jetzt hat OM System seine schon hitzig diskutierte erste Kamera unter neuem Namen vorgestellt. Ist die OM-1 wirklich die spekulierte “WOW”-Kamera oder nur ein Upgrade der E-M1 III? Und kann sich der Hersteller damit gegen die starke Konkurrenz von Panasonic bzw. mit größeren Sensoren durchsetzen?
Rein äußerlich hat sich nichts Grundlegendes verändert. Optisch ist das neue Modell ganz klar ein Nachfolger der Olympus E-M1 Mark II bzw. III. Interessant ist, dass die OM-1 als letzte Kamera noch mal den Olympus-Schriftzug spendiert bekommen hat. Eine Hommage an die 1972er OM-1 und 50 Jahre im Kamerageschäft. Auf ersten Bildern sieht das 599 Gramm (inkl. Akku und Speicherkarte) schwere Gehäuse nach hochwertigem Kunststoff aus. OM-D spricht von einer Magnesiumlegierung mit umfassendem Staub- und Wetterschutz (IP53). Alles schön und gut, aber was steckt drin?
Weiterhin nur 20 MP, aber ein Stacked Sensor
Der erste Dämpfer ist, dass die Kamera weiterhin “nur” 20,4 Megapixel bietet. Für die meisten Normalanwender reicht das, doch wer viel und heftig croppt, der wird damit wahrscheinlich nicht glücklich werden. Viele Fotografen haben auf wenigstens 24MP oder 30MP gehofft. Doch ob so viele Bildpunkte das auf dem kleinen Sensor überhaupt Sinn machen würden, steht zur Debatte. Das würde vor allem auf Kosten des Rauschverhaltens gehen.
Zum Glück setzt Olympus bzw. OM-D bei Bedarf wieder einen High-Res-Mode ein. Auf Knopfdruck sind somit Bilder mit 50MP drin, indem die Kamera 12 Aufnahmen anfertigt und sie zu einem hochauflösenden Foto zusammensetzt. Das sei sogar aus der Hand ohne Stativ möglich. Dafür braucht die Kamera mit nur 7 Sekunden etwa halb so viel Zeit wie der Vorgänger.
Erstmals wird in einer MFT-Kamera ein Stacked BSI Live MOS Sensor verbaut. Unter anderem soll das die Leistung bei schlechten Lichtverhältnissen verbessern. Verarbeitet werden dessen Daten vom neuen TruePix X Prozessor, der einen erheblichen Geschwindigkeitsvorteil zu den älteren Modellen verspricht.
Hochauflösender Sucher - jederzeit alles im Blick
Für einen glasklaren Durchblick sorgt der brandneue Sucher mit 5,7 Millionen Bildpunkten. Endlich ein konkurrenzfähiger EVF!
Weiterhin gibt es den beliebten Live ND Modus, der sogar noch verbessert wurde und nun bis zu 6 Blendenstufen abdeckt. Langzeitbelichtungen von Wasserfällen ohne einen physischen ND-Filter sind damit ohne Probleme zu bewerkstelligen. Unterstützt wird das Ganze vom internen Bildstabilisator (IBIS), der bei Olympus-Kameras schon immer eines der großen Highlights darstellte. Nun lassen sich Verwackler sogar bis 8.0 EV Stops ausgleichen. Wahnsinn! Wer braucht da noch einen Gimbal?
Außerdem wieder an Bord sind Funktionen wie Focus Stacking und Live Composite.
Autofokus-Tracking von Menschen, Tieren und Objekten erfährt großes Update
Was den Autofokus betrifft, sind auch dort sinnvolle Verbesserungen vorgenommen worden. Über sage und schreibe 1.053 Trackingpunkte für eine hochpräzise Fokussierung verfügt die neue Olympus OM-1. Gleichzeitig wurde die Software dahinter aufpoliert. Speziell die Erkennung von Objekten (Autos, Flugzeuge, Züge) und Tieren (z.B. Vögel und Hunde) hat ein Update erfahren. Auch die Gesichts- und Augenerkennung beim Menschen funktioniert nun zuverlässiger, selbst bei Bewegungen. Obs auf dem Niveau der Sony-Flaggschiffe ist, werden die ersten Tests mit Serienmodellen zeigen. Sicherlich wird OM System über Firmware-Updates weiter an der Genauigkeit feilen.
10fps im Serienbildmodus klingen erstmal nicht sonderlich beeindruckend. Doch das echte Schmankerl kommt bei Aktivierung des elektronischen Verschlusses. Bis zu 50 Bilder pro Sekunde mit RAW-Dateien in voller Auflösung sind eine Ansage. Wer auf den Autofokus verzichten kann, hat sogar die Möglichkeit auf bis zu 120fps. Das hat definitiv einen WOW-Faktor!
Video: Konkurrenz für die Panasonic GH6?
Ob die Olympus/OM System OM-1 im Videomodus der für den 22. Februar angekündigten Panasonic GH6 Konkurrenz machen kann? Immerhin sind nun endlich hochauflösende 4K-Videoaufnahmen bei 60p ohne Crop möglich. In Full-HD-Auflösung sind sogar 240p für grandiose Zeitlupenaufnahmen drin. Zur besseren Nachberarbeitung empfiehlt sich natürlich, im RAW 12 Bit-Format zu filmen. Auch das Mitschneiden von bestem Soundmaterial ist gewährleistet.
Was kostet die Olympus OM-1?
Beim Preis von 2.199 € (bei Calumet*) bewegen wir uns schon in Regionen einiger Vollformat-Boliden. Wohlgemerkt nur für den Body. Zum Vergleich: 1.689 € kostet derzeit die Panasonic S5 mit 24MP-Vollformatsensor. Nach Cashback sind es sogar nur 1.489 €. Gepaart mit dem 12-40 f2.8 Pro II möchte OM System sogar 2.799 € UVP* haben. Eine ganze Stange Geld für eine MFT-Kamera.
Alles in allem ist die OM-1 aber ein starkes Upgrade zu den älteren Modellen. Ob das Unternehmen damit zu alter Stärke zurückfinden kann, werden die nackten Verkaufszahlen zeigen.
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Besten Dank für die Vorstellung der neuen Olympus OM-1
Benutze zur Zeit die OM-D E-M5II .
Wie gut funktioniert bei der OM-1 der Augenfokus, speziell bei Vögel?