Von der goldenen Stunde hast du garantiert schon gehört. Mehr noch: Du hast sie sogar schon erlebt. Viele Male sogar. Vielleicht erst heute morgen. Zumindest, wenn du Frühaufsteher bist. Für Fotografen ist die „golden hour“ jedenfalls eine tolle Zeit. Daher hier ein paar Tipps zu Zeiten und Kameraeinstellungen.
Die goldene Stunde: Zeit, Apps, Kameraeinstellungen
Zuerst einmal: WANN ist diese goldene Stunde überhaupt? Musst du wirklich ein Frühaufsteher sein? Nein. Denn die „Goldstunde“ gibt es gleich zwei Mal am Tag. Morgens sowie abends. Konkret kurz nach Sonnenaufgang bzw. kurz vor Sonnenuntergang. Die „Stunde“ ist – wie auch bei der „blauen Stunde“ – allerdings eher sinnbildlich gemeint. Nimm die Formulierung also nicht zu wörtlich.
Die Dauer der goldenen Stunde hängt nämlich von verschiedenen Faktoren ab. Zum Beispiel von der Jahreszeit, den Wetterbedingungen oder dem Breitengrad. Letzten Endes „misst“ sich die goldene Stunde bzw. deren Dauer am Winkel der Sonne zum Horizont. Ganz so wissenschaftlich wollen wir es hier aber nicht nehmen.
Was macht die goldene Stunde so besonders?
Schlichte Antwort: das Licht. Zu keiner Zeit hast du sonst einen solch hammergeilen goldenen Schimmer. Mitunter scheint die ganze Welt in flüssiges Gold getaucht. Das gilt natürlich speziell in der Landschaftsfotografie. Aber auch für die Street Fotografie oder Porträtfotografie. Solch ein Licht kann nur Mutter Natur ersinnen. Nachstellen? Unmöglich. Weil das Licht einzigartig ist. Doch was macht dieses Licht so besonders? Dafür gibt es drei Gründe…
1. Die Wärme
Das Licht der goldenen Stunde ist einfach warm. Nicht heiß, nicht lau, sondern kuschelwarm. Quasi die optimale Temperatur, bei der du weder frierst noch schwitzt. Die goldene Stunde „produziert“ jedenfalls ein Licht im gelben bis goldenen Kelvin-Bereich. Also so bei 2.000 bis 3.000 Kelvin. Eben das verleiht deinen Bildern diesen „Gold-Touch“.
2. Die Zerstreuung
Davon ab ist das Licht herrlich diffus. Statt scharfer Konturen erscheint alles zerstreut, regelrecht verschwommen. Schuld ist der tiefe Stand der Sonne nahe am Horizont. Dadurch trifft das Licht auf mehr Atmosphäre, die nun als riesiger Diffusor wirkt. Heißt: Die Atmosphäre zerstreut das Licht, reduziert es, mildert es. Dadurch ist das Licht viel gleichmäßiger. Und das ist gut für dich. Denn für dich ist es so viel einfacher, dein Bild richtig zu belichten. Weil der Unterschied hell (Überbelichtung) und dunkel (Unterbelichtung) deutlich geringer ist als zu anderen Tageszeiten.
3. Die Details
Dadurch hebt das Licht wirklich jedes Detail hervor. Weil der Himmel von Mutter Natur quasi perfekt belichtet ist. Der tiefe Stand der Sonne sorgt für lange weiche Schatten, wodurch das Bild regelrecht in 3D erscheint. Die gleichmäßige Belichtung verspricht eine fantastische Schärfentiefe, die den Betrachter regelrecht in das Bild hineinzieht. Ohne das du hier in die fotografische Trickkiste greifen musst. Die Richtung der Sonne kannst du übrigens gut für deine Bildkomposition nutzen. Probier’ einfach ein bissel herum. Geile Stimmungseffekte sind zur goldenen Stunde garantiert.
Kameraeinstellungen & Tipps zur „golden hour“
Willst du das erste Mal zur goldenen Stunde auf Bilderjagd, lohnen sicher ein paar Empfehlungen zu den Kameraeinstellungen…
- Wenn möglich, nutze Blende f 16. Oder eben die kleinste Blende, die dein Objektiv erlaubt. So holst du noch mehr Tiefenschärfe raus.
- Eine kleine Blende heißt allerdings wenig Licht zur Belichtung des Sensors. Also musst du mit einer längeren Verschlusszeit ausgleichen.
- Entsprechend brauchst du ein Stativ oder zumindest eine stabile Ablage. Wichtig: Mach’ in diesem Fall den Bildstabilisator aus.
Mit diesen drei Punkten hast du schon mal die Grundeinstellungen für das perfekte Foto zur goldenen Stunde. Ein paar Tricks gibt es trotzdem noch. Und zwar diese…
1. Planung ist alles
Da die goldene Stunde nur eine kurze Zeitspanne misst, nutze jede Minute. Plane voraus. Willst du Porträts machen, sollte dein Modell entsprechend fertig sein. Willst du Landschaften fotografieren, sei pünktlich vor Ort.
2. Uhrzeit der goldenen Stunde herausfinden
Apropos pünktlich: Check’ vorher, wann die goldene Stunde ist. Hier hilft das Internet oder Apps wie zum Beispiel „PhotoTime“.
3. Erkundung der richtigen Location
Bist du auf Landschaften aus, erkunde das Gebiet zuvor. So weißt du, wo du eine tolle Aussicht hast. Oder skurrile Felsen. Oder einen Wasserlauf. Außerdem findest du so heraus, wo morgens oder abends die Sonne steht.
4. Mit der Sonne spielen
Die Sonne ist ein gutes Stichwort: Willst du Landschaften schießen, sollte die Sonne das Szenario von der Seite ausleuchten. So kommt alles perfekt zur Geltung. Bist du dagegen auf Porträts aus, sollte dein Model mit dem Gesicht zur Sonne stehen.
5. Lens Flares für den gewissen Kick
Spiele mit Lens Flares. Diese „Blendenflecken“ sind sonst zwar eher unerwünscht, können deinem Foto im nun diffusen Licht aber den letzten Kick verleihen. Tele- und Zoomobjektive sind für solche Flares übrigens anfälliger.
6. Der Halo-Effekt
Probiere „Streiflicht“ bzw. „Rim Light“. Hiermit ist ein Halo-Effekt gemeint, der durch einen dunklen Hintergrund mit Hintergrundlicht entsteht. So umreißt der Effekt dein Motiv, womit dieses aus dem dunklen Hintergrund schön hervorsticht. Wobei die Sonne hier nicht mal direkt hinter deinem Motiv stehen muss. Etwas seitlich ist ebenfalls okay.
Fazit: Die goldene Stunde ist vor allem für Landschafts- und Porträtfotografen die beste Zeit zum fotografieren. Dennoch: Eine gute Vorbereitung ist das halbe Foto. Also bereite dich gut vor.