Oha, es ist Nacht und du entdeckst ein tolles Motiv. Deine Kamera hast du bei dir, aber kein Stativ. Fotografieren bei Nacht ohne Stativ? Mit ein paar Tricks geht das durchaus…
Gleich vorweg: Nachts zu fotografieren – wohlgemerkt ohne Stativ -, ist nicht einfach. Die Dunkelheit zwingt dich zu einer Langzeitbelichtung über 30 Sekunden und mehr. Du (wir alle) bist jedoch nicht in der Lage, in dieser Zeit die Kamera zu 100 Prozent ruhig zu halten. Verwackler sind garantiert, damit natürlich unscharfe Bilder. Die logische Konsequenz: Ohne Ablage geht es nicht. Dennoch: Ein Stativ ist kein Muss.
Eine Ablage ist nachts unbedingt nötig
Du kannst (und musst) nun einfach improvisieren. Ist irgendwas vorhanden, was als Stativ-Ersatz herhalten kann? Optionen sind zum Beispiel…
- eine Mauer
- ein Pfeiler
- der nackte Boden
- ein Baumstumpf
- ein Autodach
- eine Flasche
- eine Büchse
- ein Briefkasten
- eine Bank
- eine (saubere) Mülltonne
Du siehst, Alternativen zum Stativ gibt es genug. Zugegeben haben diese alle einen Makel: die fehlende Höhenverstellung. Mit etwas Kreativität kannst du jedoch nachts ohne Stativ fotografieren – und dennoch brauchbare Fotos erzeugen.
Du musst halt nur etwas erfinderisch sein und dir deine unmittelbare Umgebung zunutze machen. Wichtig ist nur eines: Lege deine Kamera auf bzw. vielmehr ab. Standfest. So sind Verwackler ausgeschlossen und deine Bilder knackscharf.
ISO: Ausweg oder fototechnischer Selbstmord?
Doch halt. Kannst du nicht einfach den ISO hochdrehen und so auf eine lange Belichtungszeit verzichten? Ja. Und nein. Der Trick funktioniert zwar bestens und verkürzt die Belichtungszeit drastisch. Doch gleichzeitig eröffnet sich ein neues Problem: Je höher du den ISO schraubst, desto stärker rauscht die Aufnahme.
Plötzlich tauchen Verpixelungen und damit Unschärfen auf. Nicht im kleinen Screen deiner Kamera, auf dem Monitor deines PCs oder Laptops aber schon. Der Trick mit dem ISO geht also nach hinten los. Nicht umsonst rät dir jeder halbwegs versierte Fotograf zu einem Stativ und einer langen Belichtung. Weil du in der Nacht ganz schnell im hohen vier- und sogar fünf- statt im normalen unteren dreistelligen ISO-Bereich bist.
Probiere es ruhig aus. Du wirst schnell merken, warum der ISO keine Lösung ist. Zumindest keine gute.
Pimp my photo: Entrauschen per Photoshop
Wobei auch diese Misere einen Ausweg bietet: die Rauschentfernung per Bildbearbeitung. Selbstredend solltest du dafür in RAW denn JPG fotografieren, was du als ambitionierter Fotograf aber sicher handhabst. So oder so: Für das Rauschentfernen hast du mehrere Optionen. Und zwar diese…
• Photoshop Rauschreduzierung
Die erste Möglichkeit stellt Photoshop. Geh einfach unter „Filter“ auf „Bildrauschen entfernen“. Fertig. Allerdings sind die Ergebnisse nicht die Welt. Fazit: Photoshop ist eine, aber nicht die erste Option.
• Adobe Camera RAW & Lightroom
Besser sind ACR (Adobe Camera RAW) oder Lightroom, die du im Adobe Foto-Abo Anzeige erhältst. Probiere in den Programmen einfach die verschiedenen Regler aus und schau’, was am besten wirkt. Als Basis ist es übrigens ein guter Rat, wenn du alle Regler auf 25 drehst.
• Neat Image
Noch besser ist Option drei: Neat Image. Die Software ist allerdings nur ein Plugin für Photoshop und Co., somit nicht allein nutzbar. Trotzdem verspricht Neat Image die besten Ergebnisse, was die Rauschreduzierung angeht. Das Plugin analysiert das Bild und erstellt daraufhin aus einem Teil des Bildes ein Profil. Dieses Profil dient dann zum Entrauschen.
Übrigens: Rauschen hängt nicht allein vom ISO ab. Eine zu hohe Temperatur – in der Kamera oder in der Umgebung – führt ebenfalls zu Bildrauschen. Die Krux: Bei einer Langzeitbelichtung wie eben in der Nacht wird die Kamera bzw. deren Sensor sehr schnell sehr heiß.
Einstellungen zum Fotografieren bei Nacht ohne Stativ
Apropos: Welche Einstellungen und Technik brauchst du überhaupt, um in der Nacht zu fotografieren? Diese…
- Reiß die Blende weit auf.
- Setze auf lichtstarke Objektive, die eine größere Blende erlauben.
- Deaktiviere unbedingt den Bildstabilisator.
- Nutze den Selbstauslöser oder einen Fernauslöser, um wirklich jeden Verwackler zu vermeiden.
- Die Kamera selbst ist weniger wichtig. Nur manuelle Einstellungen muss diese erlauben.
- Vermeide Umgebungslicht und deck’ den optischen Sucher ab.
- Ansonsten lohnt eine Taschen- oder Stirnlampe, damit du in der Nacht die nötigen Einstellungen vornehmen kannst.
- Ist es kalt, sind etwas Heißes zu trinken sowie Handschuhe und Mütze eine gute Idee.
Zum Fotografieren bei Nacht ohne Stativ bist du nun jedenfalls gut gerüstet. Viel Erfolg!
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