In unserer neuen Interview-Reihe “Ask the Pro” stellen wir dir tolle Fotografinnen und Fotografen vor, die dir auch den ein oder anderen Tipp mit an die Hand geben. Heute ist die Hochzeitsfotografin Julia Poleske an der Reihe, die sich mit Lichtregen Fotografie auf Pärchen-Shootings konzentriert. Viel Spaß mit dem Interview!
1. Fotografierst du hauptberuflich? Wenn ja, seit wann? Wie fing alles an?
Ja, ich bin hauptberufliche Fotografin seit vielen Jahren. Das Ganze hat bei mir vor 14 Jahren ungefähr angefangen mit einem Schulpraktikum beim Fotografen. Und danach habe ich so ein bisschen hobbymäßig gemodelt, weil ich’s einfach lustig fand und Spaß daran hatte. Danach hat‘s mich jedoch ein bisschen mehr gefixt und wollte einfach wissen wie entsteht das Ganze eigentlich und die Technik und allem Drum und Dran. Dementsprechend habe ich vor acht, neun Jahren ungefähr eine Ausbildung zur Fotografin gemacht.
2. Was ist das wichtigste während eines Shootings?
Für mich ist es so unglaublich wichtig, dass sich meine Paare vor der Kamera einfach fallen lassen können. Ich finde es nicht selbstverständlich und ich versuch da auch sehr sehr viel. Also ich bin meistens eher so ein bisschen der Pausenclown, aber ich mache das total gerne, weil ich daran Spaß hab. Ich finde, es ist so wichtig, wenn jeder damit Spaß hat und sich fallen lassen kann. Dann sieht man es auf den Bildern auch einfach total.
3. Welche wichtigen Dinge (neben der Kamera) hast du immer dabei?
Ich habe immer ein weißes Fell dabei. Ich finde es immer super gut zu wissen, dass man die Leute auch mal hinsetzen lassen kann, ohne dass die nachher komplett dreckig sind. Das ist mir immer sehr unangenehm, wenn sowas sein sollte. Deswegen habe ich immer weißes Fell dabei und bin auf der sicheren Seite. Dann habe ich immer einen durchsichtigen Regenschirm dabei. Gerade bei Hochzeiten kann’s einfach mal regnen, man steckt da nicht drinnen. Es hat auch so seinen Charme, mal durch den Regenschirm zu fotografieren.
Bisher habe ich es nur zwei Mal gebraucht, aber sicher ist sicher und das ist für mich mein Backup-Plan. Dann habe ich immer Ersatz-Akkus und ein Akkuladegerät dabei. Wie gesagt, ich hatte mal so eine Panne, auch das ist einfach erfahrungsgemäß mittlerweile immer mit dabei.
Dann habe ich auch immer ein Feuerzeug und Wunderkerzen mit dabei. Ich finde es schön zu wissen, ok, ich hab’s dabei, falls ich irgendwie den Moment mal hab, dass ich die Zwei mal schnappen kann. Also grad bei Hochzeiten…dass ich sie mir schnappen und dann einfach mal ein bisschen was mit Bingbling und Wunderkerzen machen kann.
4. Dein größter Faux Pas bisher bei einem Auftrag?
Ja, ich hatte tatsächlich auch schon mal einen Fail Moment, und zwar war das bei einer Hochzeit. Da habe ich leider vergessen meine Akkus zu laden. Ich weiß nicht, wie das passiert ist. Auf jeden Fall hatte ich vorab die Porträts und wollte loslegen, bis ich gemerkt hab, die sind halt leider leer.
Und ich hatte das Problem dass ich zweieinhalb Stunden von daheim weg war. Aber ich hatte tatsächlich Glück im Unglück, weil mein Paar da sehr kulant war und es auch verstanden hat. Ich hatte tatsächlich einen Freund, der in der Gegend war, und konnte dann schnell zu ihm düsen und mir Akkus holen.
Das war mir so unangenehm, ich bin gerast wie noch was. Ich bin froh, dass ich kein Blitzerbild davon hab, weil ich wirklich gerast bin wie eine Furie und rechtzeitig zur Trauung gekommen bin. Am Ende hab ich dann nochmal beim Sonnenuntergang die Bilder gemacht.
Ich bin bis heute so dankbar darüber, weil es eine Erfahrung für mich auch war, dass ich immer eine Packliste hab, dass mir so was auch nie wieder passieren kann. Aus Fehlern lernt man und das hab ich – Glück im Unglück, würde ich mal behaupten.
5. Hattest du schon mal ein Paar, bei dem du es richtig schwer hattest?
Ja, na klar. Ich mein, es ist ja nicht selbstverständlich, dass die Leute schon mal vor der Kamera standen. Das ist ja auch mein Job, dass die Leute locker werden und sich wohlfühlen und das macht mir sogar am meisten Spaß, wenn die Leute eher ein bisschen “schwieriger” sind.
Ich muss ja meine Leute irgendwie locker kriegen und dementsprechend gibt es keine schweren Leute vor der Kamera. Es gibt einfach nur Leute, die sich nicht wohlfühlen vor der Kamera und das ist vollkommen verständlich. Irgendjemand steht vor dir mit dem Objektiv und natürlich fühlt man sich unwohl und beobachtet. Das kann ich auch nachvollziehen und deswegen ist es mein Job, die Leute locker zu kriegen.
6. Wie bearbeitest du deine Bilder?
Ich bearbeite meine Bilder einmal mit Lightroom und einmal mit Photoshop. Der erste Schritt ist, dass ich mit Lightroom meine ganzen Farben anpasse, die Ausschnitte mit allem Drum und Dran. Danach entferne ich in Photoshop noch die Unreinheiten, Pickelchen und das Ganze. Sehr wichtig ist für mich, dass ich Narben und Muttermale dranlasse. Ich finde, das gehört zu jemandem und ich möchte es auch nicht komplett glattretuschiert haben. Zwar mach ein bisschen die Augenringe weg, aber es soll noch alles natürlich aussehen und nicht zu stark verändert sein.
7. Wann machst du dein Paarshooting am liebsten (morgens, abends…)?
Ich fotografiere ultra gerne im Sonnenuntergang; ich mag diesen warmen Look einfach total. Ich habe überhaupt gar kein Problem in der Morgensonne zu fotografieren, allerdings habe ich bis jetzt keinen gefunden, der Lust hat so früh aufzustehen. Das ist eher das größere Problem.
8. Wie bereitest du dich auf Shootings vor?
Ich versuche vor jedem Shooting selbst nochmal gut gelaunt zu sein. Das ist für mich auch sehr sehr wichtig. Dann natürlich mein Packplan, was ich auch alles dabei hab. Und für mich ganz ganz wichtig für meine Hochzeiten ist immer ein Ablaufplan.
Ich mache ein Foto, trage den Ablauf ein und verwende es als Hintergrundbild. Dann kann ich direkt sehen, was um wie viel Uhr ist und hab alles auf einen Blick. Warum nicht einfacher machen…
9. Ein ultimativer Tipp für andere angehende Pärchen/Hochzeitsfotograf*Innen
Kennt euer Equipment. Das ist für mich das A und O. Schaut, dass ihr RAW fotografiert, dass ihr wisst, was die Blende- Belichtungszeit und ISO ist. Geht auf Workshops, wenn ihr’s nicht wisst, dass ihr dort auch nochmal Connections habt. Dass ihr auch wisst, wie geht man mit Menschen um, das ist so wichtig. Und es ist auch keine Schande, dass man auf Workshops geht oder auch auf YouTube mal nachschaut.
Mache ich manchmal auch, weil ich finde, die Fotografie ist ein Prozess, der sehr sehr lange dauert und man muss ja auch mal rausfinden: ‘So was ist mein Ziel? Vielleicht ändere ich mein Ziel ja auch wieder.’ Und das ist so ein schöner Prozess…man kann das Rad zwar nicht neu erfinden, aber man kann sich selbst einfach wieder neu erfinden und neue Erfahrungen sammeln. Und beschäftigt euch mit euch selbst. Weil das, was ihr ausstrahlt, fühlen eure Kunden auch.
10. Was macht dir am meisten Spaß bei deiner Arbeit?
Am meisten Freude macht‘s bei meiner Arbeit, wenn ich mit den Leuten Spaß hab während des Shootings, wenn ich mit denen rumschäkern kann. Wenn ich diese Verbindung einfach auch spür, dass die Leute Spaß an dem haben, was ich vorschlage oder mache. Und natürlich am Ende die geilen Bilder am PC zu sehen. Ich finde das super toll und ich liebe es einfach und ich kann’s immer nie erwarten, die Sachen so schnell wie möglich zu entwickeln.
Danke an Julia Poleske, dass sie sich ausführlich unseren bohrenden Fragen gestellt hat. Wenn du eine Hochzeitsfotografin suchst, wirf am besten einen Blick auf ihre Webseite lichtregen-fotografie.de. Sie ist übrigens nicht nur im Raum Bodensee und Nürnberg buchbar, sondern deutschlandweit. Inklusive 100%iger Gute-Laune-Garantie! 😉
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